Sebastian Böhm | Werner Müller

Klafter II

Klafter II Klafter II Klafter II Klafter II Klafter II
Klafter II im Mündungsbereich der Laasphe in die Lahn
Klafter II, Detail Klafter II, Detail Klafter II, Detail Klafter II, Detail

In der Mitte des Flusses Lahn, an der Mündung der Laasphe steigt eine plastische Arbeit aus Holz und Stein aus dem Wasser, die mit bekannten Materialien neue, unbekannte Sichtweisen einfordert. Der Klafter II bespielt als eigenständiges und neuartiges Kunstwerk einen Raum, welcher sich, vor der Stadtgrenze von Bad Laasphe, aus den Sichtachsen der Ufer und Brücken als eine Art Bühne ergibt. Mit einfachen Materialien wird hier eine Installation geschaffen, die spannungsvoll und ästhetisch ist, aber nicht mit den sie umgebenden landschaftlichen Vorgaben konkurriert. Vielmehr verbindet die künstlerische Intervention die Wegstrecken als eine Art Knotenpunkt. Die Arbeit Klafter wirkt dort, als wäre sie in der Lahn vergessen worden. Ein liegen gebliebenes Floß vielleicht? Ein eigenartiger, deutlich gescheiterter Versuch, einen Holzstapel durch die Lahn zu flößen? Der berühmte zweite Blick entsteht durch eine Irritation, die den Betrachter auffordert, vor-urteilende Sichtweisen aufzugeben.

Der Klafter, eine urtümliche Längeneinheit, wird definiert als das Maß zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes, traditionell sechs Fuß, also etwa 1,80 Meter. Als Raummaß für Schichtholz, insbesondere Brennholz, entspricht ein Klafter je nach Gegend 3 bis 4 Raummeter. Bereits im Jahr 2001 entwickelten Böhm und Müller eine ähnliche Arbeit, den "Klafter" in Saarburg, Rheinland-Pfalz. Dieser war in eine sich dort an einem Wasserfall, dem Leuckbachfall, ergebende Schlucht eingehängt. Ein üblicher Klafter Fichtenholz, jedes Scheitholz einzeln an vier Punkten mit insgesamt ungefähr 3000 Meter Polyamidleine aufgehängt. Aufgrund dieser Arbeit wurden die Künstler nun von der Stadt Bad Laasphe eingeladen, diese Idee zu modifizieren und ortsbezogen neu zu strukturieren: Der diesmal aufrecht stehende Klafter neigt und spreizt sich, aber durch die eingebauten Zugkräfte von Seilen und vier Eisenstäben fällt er nicht. Aufgestellt in dem Flusslauf der Lahn, ist er nicht nur der Witterung, wie alle Kunstobjekte im Außenraum, sondern in hohem Maße der mehr oder weniger starken Kraft der Strömung des Flusses ausgesetzt. Es fragt sich, wie lange der Stapel dort steht, sich dreht, wendet und neigt, und vielleicht doch als Kunstwerk weiter besteht, während der Verlauf der Zeit die Form der Skulptur langsam verändert, vielleicht sogar irgendwann auflöst. Die Skulptur, in aufgetürmter Schichtung, streckt sich also an der Mündung der Laasphe in die Höhe, als wolle sie sich mit der steil ansteigenden Landschaft messen und muss doch am Boden bleiben. Am Fallen gehindert, drückt und schiebt der chaotische Haufen durch sein Eigengewicht nach außen, und wird mit Seilen und Stangen in seiner Grundform gehalten. Die Druckverhältnisse werden thematisiert und künstlerisch mehr genutzt als gestaltet. Der Klafter II erzeugt, im künstlerischen wie im "physikalischen" Sinne, als Skulptur Spannung im Sinne einer Verformung und als ortsbezogene Installation eine neue Sicht auf alte Plätze!

Am 24. Dezember 2012 um 5 Uhr morgens wurde die Installation durch das Hochwasser von Lahn und Laasphe zerstört.
Presseartikel: "Laaspher Kunstwerk zerstört", WAZ vom 26.12.12
"Plastik wurde weggespült", Siegener Zeitung online vom 29.12.12

Klafter II, Aufbau Klafter II, Aufbau Klafter II, Aufbau Klafter II, Aufbau Klafter II, Aufbau Klafter II, Aufbau

Die Installation entstand im Rahmen des 2. Internationalen Bildhauersymposium Wittgensteins 2012 in Bad Laasphe
in der Zeit vom 18. bis 22. Juni 2012 unter der Mitarbeit von Mario Petry.
 

Weiterführende Links:

Sebastian Böhm
Werner Müller

Installation Klafter in Saarburg, 2001

Geografische Lage mit Google Maps
Geografische Lage mit Google Earth

Bad Laasphe

© 2012 Sebastian Böhm | Werner Müller